Mutter Erde

Das Buch "Die Erde bemuttern" von Christa Wichterich (Hrsg. Heinrich-Böll-Stiftung e.V)

Frauen und Ökologie nach dem Erdgipfel in Rio 1992 - beleuchtet die Frau-Natur-Verbindung, es greift die Hauptströmungen der internationalen philosophischen und entwicklungspolitischen Debatte um Frauen, Ökologie und Entwicklung auf. 

Es ist ein sehr aufreibendes und zugleich inspirierendes Buch. Es geht um Handlungsperspektiven die Nordhalbkugel und die Südhalbkugel zusammen zu sehen und gleichzeitig werden feministische, umweltpolitische und entwicklungsstrategische Diskussionsfäden miteinander verknüpft. 

Das Buch ist von 1992 und hat nichts von seiner Dringlichkeit verloren, noch konnten viele Ansätze umgesetzt werden.

 

Durch dieses Buch ist mir erst wirklich klar geworden wie wichtig es für den Planeten und für uns ist, dass Frauen mehr Land besitzen, und es selbst verwalten können.  Ohne Reglements! 


Eine herausragende Frau ist Mama Mutig, Rebecca Lolosoli


Gender: Sehr begrenztes Eigentum

Quelle: https://www.boell.de/de/2015/01/08/gender-sehr-begrenztes-eigentum

María Daniela Núñez Burbano De Lara

Frauen brauchen Land, um darauf Nahrungsmittel anzubauen. Aber es bedeutet mehr – auch eine Art Wohlstand. Es ist ein Ort zum Leben, der ihnen Unabhängigkeit, Status und Verhandlungsmacht verleiht - ein Kapitel aus dem Bodenatlas.

 

Fast die Hälfte aller Menschen, die Landwirtschaft betreiben, sind Frauen. Der UN-Welternährungsorganisation FAO zufolge stellten sie im Jahr 2010 43 Prozent der Arbeitskräfte weltweit. Der Anteil ist regional unterschiedlich. In Lateinamerika sind nur 21 Prozent der in der Landwirtschaft erwerbstätigen Bevölkerung Frauen. In Asien (außer Japan) beläuft sich ihr Anteil auf 43 Prozent und in Subsahara-Afrika auf 49 Prozent. In 30 Ländern sind mehr Frauen als Männer Landwirte. In Mosambik liegt ihr Anteil bei 67,3 Prozent und in Lesotho bei 65,2 Prozent. Spitzenreiter ist Libyen, wo 69,9 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte Frauen sind.

In vielen Ländern stellt der Agrarsektor die wichtigste Beschäftigungsquelle für Frauen dar. In Burundi, Ruanda, Niger und Nepal arbeiten mehr als 95 Prozent der erwerbstätigen Frauen in der Landwirtschaft. In Deutschland hingegen liegt diese Zahl bei 1,3 Prozent, in den Vereinigten Staaten oder Großbritannien sogar unter 1 Prozent.

Frauen sind also wichtig für die Landwirtschaft, und die Landwirtschaft ist wichtig für Frauen, zumindest in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Geht es allerdings um Land – das auch weit mehr als nur eine landwirtschaftliche Ressource darstellt –, dann werden Frauen häufig Opfer von Diskriminierung. Die rechtliche Situation kann sehr komplex sein. Sozialwissenschaftler unterscheiden Zugangsrecht, Eigentum und Kontrolle. Frauen können in allen drei Aspekten benachteiligt werden.

Eine Frau hat vielleicht Zugangsrecht zu einem Stück Land; sie kann dort beispielsweise Feldfrüchte anbauen oder Vieh halten. Aber sie darf möglicherweise nicht wählen, welche Pflanzen sie dort anbaut. Darüber entscheiden vielleicht ihr Ehemann, ihre männlichen Verwandten, der Clan oder die Regierung. Womöglich haben sogar andere Menschen das Recht, dort Früchte zu ernten oder Feuerholz zu sammeln.

In vielen Ländern besitzen Frauen sehr viel seltener eigenes Land als Männer. In Paraguay gehören 27 Prozent der Agrarflächen Frauen. In Kenia sind nur 5 Prozent aller im Register eingetragenen Personen weiblich. In den Ländern, für die Daten verfügbar sind, schwankt der Anteil der Landbesitzerinnen zwischen 51 Prozent auf den Kapverdischen Inseln und nur 1 Prozent in Saudi-Arabien.

Selbst wenn eine Frau Land besitzt, hat sie nicht immer die Kontrolle darüber. In vielen Ländern dürfen Frauen kein Land erben, und sie können es ohne Erlaubnis ihres Mannes nicht kaufen oder verkaufen. Häufig heißt es, dass Frauen von ihren Ehemännern, Vätern und anderen männlichen Verwandten versorgt werden. Aber die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Wird eine Frau geschieden oder stirbt ihr Mann, verliert sie möglicherweise Haus und Land. In 16 Ländern in Afrika südlich der Sahara erbt nur ein Drittel der Witwen einen Großteil des Besitzes ihres Ehemannes, über die Hälfte geht leer aus. Entsprechend verlässt eine Frau gewöhnlich ihr Elternhaus, wenn sie heiratet, und lebt bei ihrem Mann – denn in der Regel erben ihre Brüder das Land der Eltern.

In einigen Ländern wurden inzwischen die Eigentumsrechte für Frauen gestärkt. In Ghana, Malawi, Uganda und Sambia können diejenigen, die Witwen von ihrem Land vertreiben, gerichtlich belangt werden. In Argentinien, Bolivien und Venezuela müssen Witwen im Testament berücksichtigt werden. In Brasilien, Kambodscha, Kolumbien, Indien und Ruanda haben sowohl Töchter als auch Söhne Rechtsanspruch auf einen Anteil am Grundbesitz ihrer Eltern. Solche Regelungen sind ein Fortschritt, aber sie werden nicht immer durchgesetzt. Söhne können in Testamenten immer noch begünstigt werden, oder ihnen wird mehr oder besseres Land zugeteilt. Traditionen und Bräuche setzen sich häufig gegen das offizielle Rechtssystem durch.

 

Wie können Frauen Landbesitz erwerben? Erbschaft bleibt trotz aller traditionellen und rechtlichen Hürden der häufigste Weg. Frauen kaufen viel seltener Land als Männer, und ebenso selten wird es ihnen von der Gemeinschaft oder vom Staat zugeteilt. Auch bei der Verrechtlichung gibt es Benachteiligungen. In vielen Ländern werden den Bauern inzwischen ihre traditionellen Landrechte verbrieft. Das Eigentumsrecht kann auch einem Paar gemeinsam übertragen werden. Doch auch gut gemeinte Pläne können fehlschlagen: In Kenia, Mosambik und auf den Salomoninseln berücksichtigten die neuen Gesetze zwar die alten Besitzrechte der Männer, nicht aber die alten Nutzungsrechte von Frauen. Folglich verloren Frauen ihren früheren Zugang zum Land. Wirksamer waren die Programme in Äthiopien und Kolumbien. Dort hat sich der Anteil an Frauen unter den eingetragenen Landbesitzern vervierfacht.



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